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2.2.5. Der Begriff des Mediums und das Usenet

 

,,Der Medienbegriff ist [...]``, Höflich zufolge, ,,keineswegs eindeutig festgelegt.``(51) Der Begriff ist so weit gefaßt, daß er sowohl jene Mittel einschließt, die Kommunikation erst ermöglichen (z.B. die Sprache), als auch jene, die in Form eines Gerätes in die Kommunikation eintreten (z.B. das Telefon). Dabei scheint das jeweilige Forschungsinteresse den Begriff des Mediums und die Auffassung von Kommunikation entscheidend zu prägen. Illustrieren läßt sich dieses Phänomen anhand des Theorems der ,,reduced social cues`` sowie in der Gegenüberstellung von Massenmedien und den Mitteln zur interpersonalen Kommunikation. In Abgrenzung zu diesen Positionen soll eine Auffassung des Begriffs Medium vorgestellt werden, der für das Verständnis des Usenet geeigneter erscheint.

Dem Phänomen des reduzierten sozialen Kontextes (reduced social cues) von Kommunikation wurde gerade in bezug auf den Computer besondere Aufmerksamkeit zuteil.(52) Medien, die den Wechsel von Sender und Empfänger erlauben, werden in diesem Ansatz implizit mit der direkten Kommunikation von Angesicht zu Angesicht (face-to-face) verglichen. Aus dieser Perspektive erweisen sich Medien als Filter für bestimmte Signale, die in der direkten Kommunikation übermittelt werden können. Über die Menge der gefilterten Signale ergibt sich dann eine Skala, anhand der die einzelnen Medien differenziert werden können. Behält das Telefon z.B. die Betonung bei, so verschwindet im gleichförmigen Text des Computers auch noch die Individualität der Handschrift, die über einen Brief vermittelt werden kann. Die bis in die neunziger Jahre hinein vorwiegend textbasierte Kommunikation über den Computer schien Umgangsformen zu unterminieren, Statusunterschiede verschwinden zu lassen und zur Entfremdung der Menschen untereinander beizutragen. Wichtiger als eine Kritik der Ergebnisse (53) ist in diesem Zusammenhang die Frage nach dem Maßstab. Der Ansatz von Jones (54) macht deutlich, daß bei einer solchen Betrachtungsweise die direkte Kommunikation zum Ideal erhoben wird. Zwar liegt der Vorteil eines solchen Ideals in einem gemeinsamen Bezugspunkt, der verschiedene Unterschiede sichtbar machen kann, aber er wird erkauft mit einer mangelnden Differenzierung im Bereich der Computer-vermittelten Kommunikation.

Eine andere Unterscheidung läßt sich als ein quantifizierendes Koordinatensystem vorstellen. Es beruht auf der ursprünglichen Trennung von Medien zur interpersonalen Kommunikation und Massenmedien. Verknüpfte z.B. das Telefon einen Sender und einen Empfänger, so verband das Radio einen Sender mit vielen Empfängern. Die Trennung beider Arten von Medien schien durch die Technik festgelegt zu sein, denn immer waren Massenmedien ,,so konstruiert, daß die Aussagen ständig nur in einer Richtung vermittelt werden [...]`` (55) konnten. Mit dem Advent der Computer-vermittelten Kommunikation wird dieser Unterschied aufgeweicht: Ob es sich um eine Mailbox handelt (56) oder um das Internet insgesamt (57), beide werden als Massenmedium betrachtet. Das angesprochene Koordinatensystem wird dann aufgespannt durch zwei Achsen, die jeweils Sender und Empfänger unterteilen in einer, Gruppe und viele. Innerhalb dieses Systems lassen sich dann die elektronische Post, als die Verknüpfung von einem Sender und einem Empfänger, aber auch das Usenet als die Verbindung von vielen Sendern mit vielen Empfängern darstellen.(58) Enthalten in diesem Koordinatensystem ist zugleich die Frage nach der Interaktivität eines Mediums. Wenn, wie im Fall E-Mail, Sender und Empfänger wechseln können, ist ein Medium interaktiv. Für den Fall einer festen Rollenverteilung, wie er im World Wide Web gegeben ist, wird ein Medium als nicht-interaktiv charakterisiert.(59) Ein weiteres Merkmal ergibt sich aus der Berücksichtigung, ob die Kapazitäten von Sender und Empfänger zu gleicher Zeit gebunden werden oder nicht. Im ersten Fall handelt es sich um ein synchrones Medium, z.B. IRC oder Telefon, im zweiten um ein asynchrones, z.B. Usenet oder einen Brief.

Zwar werden Medien über diese Kennzeichen schon weitgehend differenziert, aber ich halte es für fraglich, ob sie ausreichend sind. Zum einen verschwinden die Grenzen zwischen interpersonaler Kommunikation und Massenkommunikation zunehmend. Zum anderen ergeben sich Zuordnungsprobleme. So ordnen Morris und Ogan eine Mailing-Liste (60) in der gleichen Kategorie ein wie das Usenet: Es ist ein Mittel, viele Sender mit vielen Empfängern asynchron zu verknüpfen.(61) Mailing-Listen können jedoch so konfiguriert sein, daß es nur einem oder nur einer Gruppe erlaubt ist, Beiträge verteilen zu lassen. Ebenso kann die Automatik des Abonnements eingeschränkt werden; dann wäre nur eine bestimmte Gruppe von Leuten als Abonnenten zugelassen. Auf diese Weise scheinen Mailing-Listen zu einem ,,hybriden`` Medium zu werden, das an jedem Punkt des vorgestellten Koordinatensystems untergebracht werden kann.

Ein ausführlicheres Raster zur Einordnung von Medien schlägt Bonchek vor, indem er die Kategorien Menge der Teilnehmer, Zeit und Interaktivität um fünf weitere ergänzt.(62) Aber selbst unter Berücksichtigung von Reichweite, Geschwindigkeit, Typ und fixen Kosten sowie Betriebskosten des jeweiligen Mediums bleibt in bezug auf das Usenet ein Rest von Unklarheit. Zwar trennt er Usenet und Mailing-Listen, benutzt hierzu jedoch die quantifizierenden Kriterien: Das Usenet wird als ein Medium mit vielen Empfängern und vielen Sendern und die Mailing-Listen (bei ihm ,,Listserv``) mit einem Sender und vielen Empfängern eingeordnet. Diese Trennung scheint mir nicht gerechtfertigt, weil sie nur einen möglichen Sonderfall in der Benutzung von Mailing-Listen berücksichtigt.

Eine anderer Vorschlag zur Unterscheidung von Medien stammt von December. Er stellt im Gegensatz zu Morris und Ogan fest: ,,the Internet cannot be considered to encompass a single medium, but consists of a range of media.``(63) Ausgehend von der oben vorgestellten Beobachtung, daß die Forschungsergebnisse im Bereich vom CMC nicht miteinander vereinbart werden können (s. Kapitel 1), führt er deren Diskrepanz auf die unzureichende Trennung der zugrundeliegenden Analyseeinheiten zurück, welche einen Vergleich der Ergebnisse unmöglich macht. Um dieses Dilemma aufzulösen, führt er den Begriff Internet-basierter, Computer-vermittelter Kommunikation ein. Dabei beschränkt er den Begriff Internet auf der technischen Ebene auf jenes Netzwerk, das Daten über TCP/IP austauscht. Zur Differenzierung der einzelnen Medien, die über das Internet zur Verfügung stehen, benutzt er dann vier Kategorien: Medienraum, -klasse, -objekt und -instanz. Der Medienraum entspricht dabei in etwa dem, was hier als Dienst bezeichnet. Eine Grundlage für die Aufteilung bieten die einzelnen Protokolle, wie sie eben aufgeführt wurden. Die Medienklasse umfaßt bestimmte Menge von Informationen, die in einem oder mehreren Medienräumen erreichbar sind. Festgelegt wird diese Menge entweder durch den Inhalt, den ein Rechner bereithält und der über ein bestimmtes Protokoll erreichbar ist, oder durch das verwendete Programm, wobei durch ein Programm verschiedene Medienräume einbezogen werden können.(64) Das Objekt entspricht einer Datei auf einem Rechner, die durch ein bestimmtes Programm zugänglich ist. Da Objekte sich mit der Zeit verändern können, wird zusätzlich der Begriff Instanz gebraucht, um den Zustand eines Objekts zu einem bestimmten Zeitpunkt zu erfassen.

Der Vorschlag von December macht insofern Sinn, als er die Möglichkeiten der Veränderung von Inhalten und Diensten in die Kategorien einbezieht. Allerdings stellen sich an drei Stellen Zweifel ein. Der Begriff der Medienklasse verwischt durch die Möglichkeit der Verknüpfung verschiedener Medienräume, was zuvor durch ihre Trennung gewonnen wurde. Das zeigt sich besonders in der Rücksicht auf die Fähigkeit von Programmen, verschiedene Dienste unter einer Oberfläche zu vereinen. Gerade diese Rücksicht kann jedoch, weil Programme zum Teil fast beliebig erweiterbar sind, dazu führen, daß in der Medienklasse mit einem Mal wieder das ganze Internet auftaucht, das doch gerade unterteilt werden sollte. Ein zweites Problem ergibt sich aus dem Versuch, die Medien anhand der Protokolle abzugrenzen. Im Fall der elektronischen Post würde die private Kommunikation von zwei Personen in die gleiche Medienkategorie fallen wie die öffentliche Korrespondenz über eine Mailing-Liste, denn das zugrundeliegende Protokoll für den Transport der elektronischen Post, SMTP, kommt in beiden Fällen zur Anwendung. Die Abgrenzung entlang der Protokolle kann deshalb nur ein Ausgangspunkt sein. Zuletzt ergeben sich Schwierigkeiten aus der Beschränkung auf die technische Sicht des Internet. Wie gezeigt wurde, bildet das Usenet zwar eine Schnittmenge mit dem Internet, aber wäre daraus zu folgern, daß nur solche Beiträge, die von Rechnern dieser Schnittmenge stammen, für die Kommunikation über das Usenet relevant sind? Das Problem setzt sich darin fort, daß December den Medienraum mit dem Begriff Medium gleichsetzt: ,,This concept of media space is one way to describe how the Internet consists of a range of media.``(65) Damit würde im Fall des Usenet nur die Teilmenge von Usenet und Internet als Medium begriffen und der Rest bliebe unbestimmt.

Trotz der Probleme, die mit diesem Ansatz verbunden sind, sensibilisiert er für die tiefgreifenden Unterschiede zwischen den einzelnen Medien, die durch den Computer und dessen Vernetzung ermöglicht wurden. Vor allen Dingen hebt sich die Betonung einer möglichst genauen Eingrenzung des Untersuchungsgegenstandes wohltuend von der Unschärfe ab, die bislang die Auseinandersetzung mit Computer-vermittelter Kommunikation begleitete. Ob diese Genauigkeit allerdings so weit getrieben werden muß, bei der Bestimmung eines Programms auch dessen Versionsnummer festzuhalten, ist fraglich.

Da keine der vorgestellten Unterscheidungen das Problem zufriedenstellend löst, die Medien des Internet auseinanderzuhalten, möchte ich einen anderen Weg einschlagen. Das klassische Modell vermittelter Kommunikation setzt das Medium als eine Blackbox zwischen Sender und Empfänger, wie es Abbildung 2.5 zeigt.

 
Abbildung 2.5:   DAS KLASSISCHE MEDIENMODELL

Da sich die einzelnen Medien, wie gezeigt, trotz der vorgestellten verschiedenen Kategorien immer noch nur schwer voneinander trennen lassen, schlage ich vor, diese Blackbox aufzulösen, um an ihrer Stelle eine weitere Kategorie einzuführen. Der entscheidende Unterschied zwischen einer Mailing-Liste oder einer Mailbox gegenüber dem Usenet wird nämlich dann deutlich, wenn Medien anhand der Topologie des Kommunikationsnetzes, das sie aufspannen, beschrieben werden. In der Netztopologie lassen sich drei Grundformen unterscheiden: zentralisiertes, dezentralisiertes und verteiltes Netzwerk. (s. Abbildung 2.6)

 
Abbildung 2.6:   ZENTRALISIERTES UND DEZENTRALISIERTES NETZWERK. Für das Schema eines verteilten Netzwerks verweise ich auf Abbildung 2.4)

Die einzelnen Knoten eines Netzwerks lassen sich für ein Kommunikationsnetz qualifizieren. Neben den herkömmlichen Kategorien Sender und Empfänger werde ich dazu noch die des Verteilers benutzen. Ein Verteiler sollte nicht mit dem Medium selbst verwechselt werden, sondern stellt hier ein technisch-soziales Konstrukt dar, das die Rollenverteilung von Sender und Empfänger determiniert. Der Verteiler ist insofern technisch, als es sich, z.B. im Fall der Mailing-Liste, um Software handeln kann und insofern sozial, als die Umsetzung der Technik auch abhängig von ihrem sozialen Kontext ist. Außerdem macht der Einsatz dieser Kategorie deutlich, daß es, entgegen der eingangs erwähnten unscharfen Auffassung von Medien, hier um technische Mittel geht. Darüber hinaus wäre ein Vergleich von direkter und indirekter Kommunikation, wie ihn die Überlegung des reduzierten sozialen Kontextes anbringt, gezwungen, den Wegfall des Verteilers zu berücksichtigen. Wichtiger als diese Abgrenzungen dürfte jedoch sein, daß im Sinne eines sozialen Konstrukts mit der Verfügungsgewalt über den Verteiler auch eine Möglichkeit der Kontrolle einhergeht: Wer darf senden? und: was darf gesendet werden? Damit ergibt sich ein weiterer Unterschied zwischen Verteiler einerseits sowie Empfänger und Sender andererseits. Während über den Verteiler eine Kontrolle realisiert werden kann, können Empfänger und Sender nur filtern, d. h. sie können eine Auswahl treffen, was sie senden oder empfangen wollen.

 
Abbildung 2.7:   DIE TOPOLOGIE ZENTRALISIERTER MEDIEN. E = Empfänger, S = Sender, V = Verteiler

Das Nebeneinander von World Wide Web und Mailing-Liste in Abbildung 2.7 zeigt zwei wesentliche Aspekte. Dazu gehört nicht die Verlagerung des Senders vom zentralen Knoten in die Endpunkte des Kommunikationsnetzes; dieser Umstand markiert in der Gegenüberstellung nur einmal mehr die Interaktivität des Mediums Mailing-Liste. Für bedeutsamer halte ich die Gemeinsamkeit eines zentralisierten Kommunikationsnetzes und die Tatsache, daß in beiden Fällen der Verteiler zum zentralen Knoten dieser Netze gehört; denn hier wird sichtbar, daß mit der Verfügungsgewalt über den Verteiler auch die Kontrolle über das gesamte Kommunikationsnetz gegeben ist. Nicht berücksichtigt in diesem Gegenüber von Web und Mailing-Liste ist der Unterschied zwischen synchronen und asynchronen Medien. Ein synchrones Medium, das ebenfalls ein zentralisiertes, interaktives Kommunikationsnetz wie eine Mailing-Liste aufspannt, könnte z.B. ein Konferenzsystem sein. Ein Beispiel für ein synchrones, zentralisiertes und nicht-interaktives Medium existiert im Netz (noch) nicht. Diese Charakterisierung trifft eher klassische Massenmedien wie Radio und Fernsehen.(66)

Im Fall des Usenet entsteht anstelle eines zentralisierten Netzes ein verteiltes Netz (s. Abbildung 2.4). Eine graphische Darstellung ist hier nicht mehr vonnöten, weil sie sich vom topologischen Schema nur dadurch unterscheidet, daß Empfänger, Sender und Verteiler in den einzelnen Knoten zusammenfallen. Dadurch wird verständlich, daß es irrig ist, anzunehmen, das Usenet hätte etwas mit einem zentralisierten Medium wie einer Mailbox oder einer Mailing-Liste gemein; denn der wesentliche Unterschied zwischen einem zentralisierten und einem verteilten Medium liegt in der Einschränkung der Kontrollmöglichkeit. Zwar kann nach wie vor jeder einzelne Knoten über Teilnahme und Inhalt entscheiden (67), aber die Verfügungsgewalt über den Verteiler bedeutet nicht mehr automatisch eine Kontrolle über das gesamte Kommunikationsnetz. Das Usenet kann daher als ein asynchrones, interaktives, verteiltes Medium charakterisiert werden. Ähnliche Charakteristika weisen die synchron funktionierenden Medien des CB-Funks und das Netz der Funkamateure auf.

Der Unterschied von zentralem und verteiltem Kommunikationsnetz ist von grundsätzlicher Bedeutung für die Kommunikation über das Usenet. Ein Beispiel soll diese Behauptung illustrieren. Die Mailing-Liste ,,Cypherpunks`` dient dem Austausch über die Themen Verschlüsselung und Privatsphäre auf dem Netz. Der Betreiber John Gilmore unterstützte die Einrichtung der alt-Hierarchie tatkräftig und ist Urheber des vielzitierten Ausspruchs: ,,The Net interprets censorship as damage and routes around it.``(68) Trotz seines Engagements gegen jede Form von Zensur griff Gilmore zu der Maßnahme, einem Autoren den Zugang zur Mailing-Liste ,,Cypherpunks`` zu sperren, weil dieser ,,[...] refused to stop posting flames, rants and uninspired personal attacks[...].``(69) Zwar erwies sich die Maßnahme als unzureichend - der betreffende Autor nutzte den Mechanismus der über diese Mailing-Liste mitentwickelten   ,,Remailer``(70) und schrieb weiterhin an die Liste -, aber das Beispiel zeigt, daß mit der Verfügungsgewalt über einen zentralen Verteiler unter Umständen eine gewisse Tendenz zur Homogenisierung einhergehen kann.(71)   Über das Kommunikationsnetz des Usenet hingegen kann von vornherein, da die Möglichkeit zur Kontrolle stark eingeschränkt ist, auch eine sehr viel größere Heterogenität entstehen.

Anstelle der Unterscheidung von Medien mittels des einheitlichen Maßstabs der direkten Kommunikation oder einer quantifizierenden Betrachtungsweise, ergeben sich hier also drei Hauptkategorien: Topologie, zeitliche Umsetzung und das Verhältnis von Sender zu Empfänger. Die oben angeführten weiteren Einteilungen, wie die Art des Inhalts (Bild, Ton, Schrift), die Reichweite, die Geschwindigkeit etc. können dann vornehmlich einer Gliederung unterhalb dieser Kategorien dienen. Mit den drei Kategorien stehen dann jeweils zwei Kriterien bereit, die eine erste grobe Einordnung erleichtern.

    Topologie
    zentralisiert, verteilt
    zeitliche Umsetzung
    synchron, asynchron
    Verhältnis Sender/Empfänger
    interaktiv, nicht-interaktiv

Eine solche Kategorisierung dürfte zunehmend wichtiger werden. Auch wenn sie hier nur für die Unterscheidung textbasierter Medien gedacht ist, weist das Zusammenwachsen ehemals getrennt gedachter Medien (72) und das Schwinden der Grenzen zwischen interpersonaler Kommunikation und Massenkommunikation (73) darauf hin, daß andere Ansatzpunkte, die eine Einordnung ermöglichen, gesucht werden müssen. Die Frage, ob ein Medium vorwiegend Text, Ton oder Bild transportiert, scheint genauso wie die Frage, ob es sich eher um interpersonale Kommunikation oder Massenkommunikation handelt, erst im Fall eines konkreten Objekts beantwortet werden zu können.

Gestützt auf diese Ausführungen soll hier vom Usenet als einem eigenständigen Medium gesprochen werden. Um diesen Schluß ziehen zu können, war es zuerst notwendig, direkte und mediierte Kommunikation deutlich voneinander zu trennen. Erst diese Abgrenzung erlaubt es, Unterschiede in vorwiegend textbasierten Medien hervorzuheben. In einem zweiten Schritt konnte festgestellt werden, daß die quantifizierende Auffassung, die sich in der Trennung von interpersonaler Kommunikation und Massenkommunikation niederschlägt nur noch begrenzt aussagekräftig ist. Auch unter Berücksichtigung weiterer Dimensionen bleibt in bezug auf das Usenet ein Manko. Deshalb habe ich den Vorschlag gemacht, die Topologie des Kommunikationsnetzes einzubeziehen, um die Besonderheit des Usenet gegenüber vermeintlich ähnlichen Medien hervorzuheben. Durch die Beachtung der Konsequenzen einer Betonung der Gemeinsamkeiten, wie sie sich in der Auffassung des Internets als Massenmedium wiederspiegelt, wird einmal mehr deutlich, wie sehr eine klare Abgrenzung vonnöten ist. Die Anregung Decembers, den jeweiligen Untersuchungsgegenstand einzugrenzen, soll befolgt werden. Anstelle seiner Kategorien jedoch, deren Anwendung mit Problemen verbunden ist, möchte ich noch einmal die Einordnung in gängige Kategorien wiederholen: Das Usenet ist ein vorwiegend textbasiertes, asynchrones und interaktives Medium. Seine Besonderheit gegenüber anderen Medien besteht in einem verteilten Kommunikationsnetz. Diese Besonderheit sichert die Möglichkeit inhaltlicher Heterogenität.


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